2015|01 EUGEN GOMRINGER – mappenwerke – zum neunzigsten geburtstag

poster – eugen gomringer – mappenwerke

die sammlung gomringer - ulmer museum, 1990/1991 - poster 70x50cm

die sammlung gomringer – ulmer museum, 1990/1991 – poster 70x50cm

EUGEN GOMRINGER
konstellation eines indianers

wissen, was man will und wie man es in der kunst gestalten kann: der vater der konkreten poesie, dessen gesamtwerk in der Wiener Edition Splitter vorliegt, ist 90 jahre alt. eine würdigung.

es gibt komplexe zusammenhänge, die sich durchaus in einfacher form darstellen lassen. nur können muss man es. der dichter EUGEN GOMRINGER kann es: „baum / baum kind / kind / kind hund / hund / hund haus / haus / haus baum / baum kind hund haus“. das ist eine „konstellation“ von worten, wie es die verfechter der konkreten poesie nennen. das versteht jedes kind, nur wir erwachsenen verdrehen die augen, weil wir vom wortschwall, der täglich als kommunikation auf uns niederprasselt, zu komplex und zu kompliziert denken.

„baum, kind, hund, haus. das nenne ich meine weltanschauung. der ‚baum‘ als verwurzeltes wesen, unbeweglich; ‚kind‘, der mensch; ‚hund‘, das gezähmte tier, mit vier beinen; und das ‚haus‘ als erstes kunstwerk des menschen – schutz und kunstwerk. die vier bilden eigentlich immer noch so den umfang des menschlich notwendigen.“

EUGEN GOMRINGER lacht gerne. und wie es sich für einen eidgenossen gebührt, lacht er ein bisschen in sich hinein – es ist eine art calvinistischer humor. GOMRINGER versteht sich selbst als international gesinnten künstler und menschen. das betrifft auch seinen lebensweg. er wurde 1925 als sohn einer bolivianerin und eines schweizer kaufmanns in bolivien geboren. das studium der kunst- und literaturgeschichte nahm er aber in der schweizer heimat auf, in bern. anfang der 1960er-jahre holte MAX BILL GOMRINGER an die Ulmer Hochschule für Gestaltung. bei diesem radikalen architekten und designer lernte er die gestaltungsziele des bauhauses kennen, vor allem aber, was „konkrete kunst“ ist.

diese kunstrichtung, die auf mathematisch-geometrischen grundlagen beruht, ist denn auch in ihren minimalistischen zügen vorbild für die spätere konkrete poesie. GOMRINGER war dann auch jahrelang als professor für ästhetik an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf tätig und als kulturbeauftragter der Rosenthal AG. GOMRINGERS chef, der unternehmer PHILIPP ROSENTHAL, soll zu ihm einmal gesagt haben: „ihre möglichkeiten sind die des indianers, ihre Grenzen die des schweizers.“

bedeutung des wortes im raum

man sieht: das bildliche, gestalterisch-visuelle element spielt bei GOMRINGER von anfang an eine gewichtige rolle. im laufe der jahre hat er mit bildenden künstlern wie GÜNTHER UECKER oder GISELA VON BRUCHHAUSEN zahlreiche mappenwerke realisiert, indem elemente der malerei und der grafik symbiosen mit der schrift bilden. beim betrachten dieser werke wird ganz offensichtlich, wie sehr das wort kunst-ausdruck sein kann. 1954 schrieb EUGEN GOMRINGER den theoretischen text vom vers zur konstellation. dieser gilt als gründungsmanifest der konkreten poesie. bald scharten sich um GOMRINGER viele mitstreiter: HELMUT HEIßENBÜTTEL, FRANZ MON, DIETER ROTH, GERHARD RÜHM und ERNST JANDL – um nur einige namen zu nennen.

GOMRINGER gilt heute als „vater“ der konkreten poesie. es gibt hier mehrere verfahren: etwa „ideogramme“, bei denen die buchstaben- oder wortfolgen ein visuelles bild ergeben. der wohl wichtigste poetische begriff für GOMRINGER ist die „konstellation“. das ist eine gedichtform, bei der wenige wörter aufs papier gruppiert werden. somit wird die syntax ausgehebelt, die bedeutung der worte wird durch ihre position im raum konstituiert. das schwarze geheimnis ist ein solches gedicht.

das schwarze geheimnis

ist hier

hier ist

das schwarze geheimnis

das „schwarze geheimnis“ bleibt eines auf der bildebene, obwohl es in sprache ausgesprochen wurde. dass der mensch sprache hat, sie als bild gestaltet und mittels ihrer kommuniziert, ist das geheimnis. so die „konkrete botschaft“ GOMRINGERS.

schon früh war GOMRINGER mit den vertretern der Wiener Gruppe eng verbunden. „das war anfangs vielleicht die beste gesellschaft“, meint er heute. GOMRINGER stand zu beginn der konkreten poesie etwas abseits, damals im fernen bern. „der ARTMANN kam mal zu mir auf besuch nach bern. und ich habe dann einen gegenbesuch gemacht nach wien. da gab es gleich enge beziehungen, zu ACHLEITNER und RÜHM, später kamen dann noch JANDL und GAPPMAYR dazu. und diese beziehung ist ja auch geblieben.“

eine beifallsbekundung der besonderen art erlebte GOMRINGER im innsbruck der 1950er-jahre: „zur lesung war auch der junge PETER HANDKE gekommen, so in einem lodenjanker. er hat genau zugehört. das waren für damals ganz neue sachen, die ich vorgetragen habe – starker tobak! und als ich am schluss vom publikum richtig ausgebuht wurde, ist HANDKE aufgestanden und hat gerufen. ‚halt! halt! da ist was dran!'“

die umfangreichste konstellation, die EUGEN GOMRINGER geschrieben hat, ist das stundenbuch von 1965. diesen text kann man durchaus eine „meditative konstellation“ nennen: das sein der dinge, ihr wesen, wird hier angesprochen. und der leser oder hörer soll sich in dieser wort-welt zurechtfinden. „das sind für mich grundanfänge, so wie MEISTER ECKHART: ‚Gott ist Sein‘. also diese harten fragen“, so GOMRINGER. die 24 begriffe, die im stundenbuch permutiert werden, reichen von ganz konkreten worten wie „leib“ oder „baum“ über begriffe des gedichts wie „wort“ und „lied“ bis zu abstrakta wie „geist“ oder „trauer“. zusammengehalten wird das ganze durch die possessivpronomina „dein“ und „mein“.

das ergibt dann einen sprachkosmos, der nicht bloß auf ein ich und seine weltwahrnehmung reduziert ist, sondern den anderen – das angesprochene „du“ – in diese welt mit einschließt: „dein mein leib / dein mein blick / deine meine kraft / deine meine freude / deine meine trauer / dein mein schweigen“.

im hier und jetzt

EUGEN GOMRINGER weiß, was er will – und was er in der kunst gestalten kann. er weiß genau, was und wie er es sagt, und lässt keinen zweifel daran, dass er und seine poesie ganz da sind, zeitgemäß im hier und jetzt.

TEXTAUSZUG:
ANDREAS PUFF-TROJAN, Album, DER STANDARD, 24/25.1.2015

das gesamtwerk EUGEN GOMRINGERS erscheint in der Edition Splitter, Wien.

EUGEN GOMRINGER, „admirador.“ € 19,90 / 160 Seiten. Matthes & Seitz, Berlin 2012

Anette Gilbert (Hg.), „nichts für schnell-betrachter und bücher-blätterer. Eugen Gomringers Gemeinschaftsarbeiten mit bildenden Künstlern.“ € 41,20 / 230 Seiten. Kerber-Verlag, Bielefeld 2015

eugen gomringer - wie weiß ist wissen die weisen - hommage a uecker -

eugen gomringer – wie weiß ist wissen die weisen – hommage a uecker – text 1972 – 720 permutationen – objekte von günther uecker 1957 bis 1974 – verlag für moderne kunst, zirndorf 1975 – hg.v.institut für moderne kunst, nürnberg/edition für moderne kunst im beiser verlag

eugen gomringer - wie weiß ist wissen die weisen - hommage a uecker - 1975

eugen gomringer – wie weiß ist wissen die weisen – hommage a uecker – 1975

eugen gomringer - wie weiß ist wissen die weisen - hommage a uecker - 1975

eugen gomringer – wie weiß ist wissen die weisen – hommage a uecker – 1975

eugen gomringer - wie weiß ist wissen die weisen - hommage a uecker - 1975

eugen gomringer – wie weiß ist wissen die weisen – hommage a uecker – 1975

eugen gomringer - wie weiß ist wissen die weisen - hommage a uecker - 1975

eugen gomringer – wie weiß ist wissen die weisen – hommage a uecker – 1975

eugen gomringer - wie weiß ist wissen die weisen - hommage a uecker - 1975

eugen gomringer – wie weiß ist wissen die weisen – hommage a uecker – 1975

eugen gomringer - wie weiß ist wissen die weisen - hommage a uecker - 1975

eugen gomringer – wie weiß ist wissen die weisen – hommage a uecker – 1975

max bill, eugen gomringer - mit max bill, für max bill, seit 1944 - verlegt bei GALERIE GROSSE BLEICHE, mainz - 1994 - 28/75

max bill, eugen gomringer – mit max bill für max bill seit 1944 – verlegt bei GALERIE GROSSE BLEICHE, mainz – 1994 – 28/75

HD SCHRADER - FRANZ MON - 1998 -  EUGEN GOMRINGER - 2000 - GERHARD RÜHM - 2002

HD SCHRADER -Würfeln – von oben – GERHARD RÜHM 2002 – FRANZ MON – 1998 – EUGEN GOMRINGER – 2000 – foto|gwa

Eugen Gomringer, Josef Linschinger - Traunkirchen/Rehau 2013 - 50x50cm - Giclee Print auf Leinwand

eugen gomringer, josef linschinger – traunkirchen/rehau 2013 – 50x50cm – giclee print auf leinwand – 10/22

Gisela von Bruchhausen, Eugen Gomringer - negro y blanco - 2014 - 1/1

gisela von bruchhausen, eugen gomringer – negro y blanco – 2014 – 1/1

eugen gomringer - mappenwerke - nichts für schnell-betrachter und bücher-blätterer - herausgeber: annette gilbert - www.kerber-verlag.com - ISBN 978-3-7356-0024-0

eugen gomringer – mappenwerke – nichts für schnell-betrachter und bücher-blätterer – herausgeber: annette gilbert – www.kerber-verlag.com – ISBN 978-3-7356-0024-0

hellmut bruch, eugen gomringer - von unendlich nach unendlich - 2014 - 1/8

hellmut bruch, eugen gomringer – von unendlich nach unendlich – 2014 – 1/8

gerhard frömel, eugen gomringer - QUADRAT - 2003

gerhard frömel, eugen gomringer – QUADRAT – 2003

Gerhard Frömel, Eugen Gomringer - QUADRAT - galerie wuensch aircube 2015

gerhard frömel, eugen gomringer – QUADRAT – 2003

Gerhard Frömel, Eugen Gomringer - QUADRAT - 2003

gerhard frömel, eugen gomringer – QUADRAT – 2003

Gerhard Frömel, Eugen Gomringer - QUADRAT - 2003

gerhard frömel, eugen gomringer – QUADRAT – 2003

Gerhard Frömel, Eugen Gomringer - QUADRAT - 2003

gerhard frömel, eugen gomringer – QUADRAT – 2003

Gerhard Frömel, Eugen Gomringer - QUADRAT - 2003

gerhard frömel, eugen gomringer – QUADRAT – 2003

vera röhm, eugen gomringer - stützwerke in bau und sprache - darmstadt/rehau 2012 - 15/60

vera röhm, eugen gomringer – stützwerke in bau und sprache – darmstadt/rehau 2012 – 15/60

vera röhm, eugen gomringer - stützwerke in bau und sprache - darmstadt/rehau 2012 - 15/60

vera röhm, eugen gomringer – stützwerke in bau und sprache – darmstadt/rehau 2012 – 15/60

vera röhm, eugen gomringer - stützwerke in bau und sprache - darmstadt/rehau 2012 - 15/60

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vera röhm, eugen gomringer - stützwerke in bau und sprache - darmstadt/rehau 2012 - 15/60

vera röhm, eugen gomringer – stützwerke in bau und sprache – darmstadt/rehau 2012 – 15/60

vera röhm, eugen gomringer - stützwerke in bau und sprache - darmstadt/rehau 2012 - 15/60

vera röhm, eugen gomringer – stützwerke in bau und sprache – darmstadt/rehau 2012 – 15/60

vera röhm, eugen gomringer - stützwerke in bau und sprache - darmstadt/rehau 2012 - 15/60

vera röhm, eugen gomringer, stützwerke in bau und sprache – darmstadt/rehau 2012 – 15/60

vera röhm, eugen gomringer - stützwerke in bau und sprache - darmstadt/rehau 2012 - 15/60

vera röhm, eugen gomringer – stützwerke in bau und sprache – darmstadt/rehau 2012 – 15/60

vera röhm, eugen gomringer - stützwerke in bau und sprache - darmstadt/rehau - 15/60

vera röhm, eugen gomringer – stützwerke in bau und sprache – darmstadt/rehau – 15/60

eugen gomringer, rogelio hartmann - du - 2012 - 1/1

eugen gomringer – du – 1953-2013 – 1/6 – e.a – sign.

eugen gomringer, rogelio hartmann - homenaje a eugen gomringer - du - 2012 - 1/1

eugen gomringer, rogelio hartmann – du – 2012 – 1/1 – acryl/leinen – 20×15 cm – foto|gwa

Eugen Gomringer, Jo Enzweiler - Farbe der Sprache Sprache der Farbe - galerie wuensch aircube 2015

eugen gomringer, jo enzweiler – farbe der sprache sprache der farbe – galerie wuensch aircube 2015

Eugen Gomringer, Jo Enzweiler - Farbe der Sprache Sprache der Farbe - Rehau/Saarlouis 2009 - 6/30

Eugen Gomringer, Jo Enzweiler – Farbe der Sprache Sprache der Farbe – Rehau/Saarlouis 2009 – 6/30

Eugen Gomringer, Jo Enzweiler - Farbe der Sprache Sprache der Farbe - Rehau/Saarlouis 2009 - 6/30

eugen gomringer, jo enzweiler – farbe der sprache sprache der farbe – rehau/saarlouis 2009 – 6/30

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Eugen Gomringer, Jo Enzweiler - Farbe der Sprache  Sprache der Farbe - Rehau/Saarlouis 2009 - 6/30

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Eugen Gomringer,Jo Enzweiler - Farbe der Sprache Sprache der  Farbe - Rehau/Saarlouis 2009 - 6/30

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Eugen Gomringer, Jo Enzweiler - Farbe der Sprache Sprache der Farbe - Rehau/Saarlouis 2009 - 6/30

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